Die letzten Tage haben wir wie angekündigt nichts von uns hören lassen können, weil es in der Sahara kein Internet gab, seit wir Marokko verlassen haben.
Der Grenzübergang zu Mauretanien hat einiges an Geduld gefordert. Erst einmal Anstehen für die marokkanische Bürokratie, um Ausreisen zu können, dann 2km durch das Niemandsland, überall drumherum Autogerippe. Autos müssen unbedingt wieder aus Marokko ausgeführt werden, sonst muss man ordentlich Steuern auf einen vermeintlichen Verkauf zahlen.
Ein Auto der Rallye, das wegen Motorschaden nicht mehr bis Banjul kommen wird, wurde daher bis ins Niemandsland hinter der Grenze abgeschleppt, abgestellt und direkt von einem örtlichen Schrotthändler für sich beansprucht.
Nach etwa 5 weiteren Stunden Anstehen fürs mauretanische Visum war jeder fotografiert worden, musste – das ist neu – seine Fingerabdrücke abgeben, und bekam dafür einen schönen Aufkleber in den Pass.
Mittlerweile war es Abend geworden, als sich die ganze Rallyetruppe einige km weiter an einer großen Düne zum Lager aufstellen traf.
Der Sternenhimmel war überwältigend: Zwischen den bekannten und sonst sichtbaren Sternen zeigten sich so viele weitere, als leichtes Rauschen wahrnehmbar.
Man versteht dort, wieso sich die Menschen die Erde früher als Mittelpunkt unter einer Kuppel mit Sternen vorstellen konnten, alles wirkt so, als befände man sich in einer Kugel mit Millionen Lichtern.
Die Nacht war die – seit Spanien – bislang kälteste, der Preis eines schönen, wolkenlosen Sternenhimmels. Am Tage zeigte das Thermometer bislang maximal 40°C.
Am nächsten Morgen ging es im Konvoi weiter, erst einmal 150km Straße, dann wurde der Druck auf den Reifen weit abgelassen, und rein in den tiefen Sand.
Es gab erste Einsandungen, besonders ein T4 hatte sich an einem langen Tiefsandstück ziemlich blöd eingegraben und 8 Leute waren 30 Minuten damit beschäftigt, zu rütteln, zu ziehen und zu schieben. Der Fahrer hat einige Anläufe gebraucht, um zu verstehen, dass Vollgas im Sand so gar nichts taugt; man gräbt sich damit nur nach unten. Wie lange diese Kupplung noch mitmacht, muss man sehen, er hat sie jedenfalls ordentlich zum Stinken gebracht.
Das Fahren auf teils hügelig-festem und dann wieder tiefem, ganz feinem Sand erfordert einiges an Voraussicht, um sowohl langsam über harte Gräben und Hügel zu kommen, ohne dabei aufzusitzen, als auch um mit Anlauf schnell durch Tiefsand zu schlittern, denn darin kann man weder Gas geben noch gut lenken.
Alle halbe Stunde wird angehalten, weil irgendwelche Fahrzeuge steckengeblieben sind oder sich einen notdürftig zu flickenden Schaden zugezogen haben. Langsam, aber doch unaufhaltsam rollt die Karawane in Richtung Senegal. Aber am zweiten Tag reißt sich ein Golf die Ölwanne auf – er wird noch in der Wüste auseinander genommen und geflickt.
Das Warten in der Mittagshitze macht einem bewußt, wie lebensfeindlich diese Gegend doch ist, wir haben immerhin Autos voller Wasser und Schatten. Ohne würde es hier niemand lange aushalten. Und doch sehen wir ein paar Eidechsen, vereinzelt sogar tieffliegende Vögel und überall, wo es irgendetwas Organisches gibt, augenblicklich jede Menge Fliegen. Sogar Skorpione wurden gesichtet.
Beim Benz ist das Klimagas doch wieder irgendwo entwichen – gut, dann eben nicht, dann halt mit offenem Fenster und noch mehr Sand drinnen.
Es ist an den Tagen in der Wüste und besonders abends sehr windig, der feine Saharasand ist einfach überall: In den Autos und Zelten sammeln sich kleine Häufchen, an den Sand in Zähnen, Haaren, Augen und Ohren haben wir uns langsam gewöhnt. So wirkt das Frühstücksmüsli wenigstens noch knuspriger.
Es musste immer wieder lange gewartet werden, weil es an einigen Autos Schäden zu beheben gab. Das Warten wegen Reparaturen unter der brennenden Sonne ging an die Nerven. Mehrere Kupplungen gingen zugrunde, bei einem VW-Bus wurde sogar versucht, die abgeschliffene Kupplung mit einer Cola-Honig-Mischung wieder in Gang zu kriegen. In Afrika wird improvisiert. Zumindest eine Weile hat das tatsächlich funktioniert.
Am dritten Tag stand die Strandfahrt an – darauf haben sich alle gefreut und es war nicht sicher, ob sie überhaupt stattfinden konnte. Die Strandauffahrt ist bei dieser Rallye wegen des tiefen Sandes berüchtigt, und wenn der Sand zu unbefahrbar geworden wäre oder wir nicht rechtzeitig zur Ebbe ankämen, würden wir nicht am Strand fahren können.
Es klappte aber, und Nicole und Andi meisterten die Aufgabe als Fahrer mit Bravour. Mit Anlauf in den tiefen Sand, im 2. oder 3. Gang mit wenig Gas durch und bloß nicht zu langsam werden, sonst sandet man ein und muss von anderen rausgezogen werden.
Dann auf die von Wellen bespülte nasse, aber harte Fläche fahren und sofort links abbiegen, um nicht vom Meer geholt zu werden. Das ist allen am Ende mehr oder weniger gut gelungen, und etwa 20km fuhren wir am Strand bei Ebbe entlang, und stellten die Autos mit den angetriebenen Rädern weg vom Meer nach oben in den weichen Dünensand, dort, wo das Meer bei Flut nicht hinkommen würde.
An dem einsamen Wüstenstrand hatten wir jetzt 24h Zeit, um auf die Ebbe am nächsten Tag zu warten, zu schwimmen und von vorbeifahrenden Fischerbooten Fisch zu kaufen und zu grillen.
Nachts und am Morgen darauf wurde uns aber leider klar, dass alle die Flut unterschätzt hatten – die Autos wurden teilweise unterspült, so dass wir schon Angst um den Benz kriegten, als das Wasser unter beiden Achsen langschwappte und er langsam absank. Manche Autos standen sogar noch gefährlicher an der Wasserkante. Die Allrader und selbst die mauretanischen Soldaten in ihren Jeeps halfen mit, die gefährdetsten Fahrzeuge noch weiter in die Wüste zu schleppen.
Als die Ebbe wieder kam, war keines der Autos vom Meer geholt worden, und die Karawane zog erleichtert weiter zur Strandabfahrt. Dieses Mal von Andi und Johannes ohne Probleme gefahren.
Später kamen wir an Teerstraßen, der Wüstenabschnitt war duechquert und wir konnten die Reifen wieder auf Straßendruck pumpen, und uns auf den Weg nach Nouakchott machen.
Elke + Achim
Ufff, gut zu wissen, dass ihr es geschafft habt! Ein so ausführlicher Bericht kam trotz Anstrengungen zustande – danke von zu Hause, auch für die Bilder.
Nun wünschen wir weiterhin pannenfreie Fahrt und viele tolle Erlebnisse!
wir haben’s ja immer noch bissel kalt …..
Rekla
Hallo Zusammen,
eure Bilder sehen schön aus! Wir wünschen euch noch ganz viel Spaß!!
Bitte bring deine super geile Sonnenbrille mit (Eve will sie ausleihen :D)
Wir vermissen dich, bis bald
Liebe Grüße dein Reklateam 🙂
Dani
Woooooow! Ein Glück, dass ihr nicht ironischerweise in der Sahara vom Wasser geholt worden seid! Hammer Bilder, ihr Wüstenpiraten! Ihr seid ein tolles Team! weiterhin gute Fahrt!
Marthi
Hallo ihr tapferen Hasen! Schön dass ihr es trotz der ganzen Strapazen immer noch hinbekommt uns so ausführlich über all eure Erlebnisse zu informieren! Danke dass ihr uns teilhaben lasst!
Alles Gute weiterhin! Busserl, die Martha