KM 7139 – durch den Sahel zum Gambia River – Saint-Louis / Banjul

Eingetragen bei: Rallye-Tagebuch 03/2018 | 2

Früh um 5 im Coumba Bang Hotel in Saint-Louis wirft uns der Wecker aus den Federn. Wir packen schnell alle Sachen u.a. auch etwas selbst gewaschene Wäsche halb klamm ins Auto. Ein/zwei Kaffee noch fix in den Kopf gestellt und wir sind Punkt 6 abreisebereit. Da es einige andere Rallyeteams etwas mit dem feiern in der vergangenen Nacht übertrieben hatten, musste der gesamte Konvoi noch eine ganze Weile warten, bis es los gehen konnte.

Der Muezzin ruft zum Gebet und wir fahren noch sehr verschlafen los in den nahenden Sonnenaufgang.

Den Tag über führt uns die Etappe vorbei an kleinen Siedlungen und durch mittelgroße Dörfer mit schön klingenden Namen wie Mbambara und Ndieye – ja, die Mb’s und Nd’s am Anfang häufen sich. Überall kündigt sich eine Siedlung mit Flächen voller Plastikmüll an, noch bevor wir irgendeine Hütte, ein Haus oder den Ortseingang sehen. Leere Kanister und Flaschen liegen u.a. verstreut und Unmengen an Plastiktüten flattern in Streuchern und Bäumen. Hier gibt es weder Müll-Recycling noch Verbrennung, geschweige denn eine Müllabfuhr. Es ist schlimm und traurig und berührt uns sehr und spätestens jetzt wird klar, warum wir seit Marokko bei Einkäufen keine Plastiktüten mehr bekommen haben. Sie sind verboten und unter Strafe gestellt.

Viele Kinder stehen am Straßenrand, winken uns lachend zu, machen Luftsprünge und rufen immerwieder nach Geschenken. „Cadeau, Cadeau… Monsieur, Cadeau“ Wir werden viele bunte Kugelschreiber und Holzklammern los. Verschenken unsere Decken und Kopfkissen. Die strahlenden Gesichter vergisst man nicht mehr.

Doch viele Stops werden leider heute nicht gemacht. Der Tross rollt unaufhaltsam auf dem Teerband weiter Richtung Süden. Dicke Baobab-Bäume und andere teils dornige Schattenspender prägen die Landschaft. Um Touba herum fahren wir zum letzten Mal nahezu off-road auf Dreck- und Waschbrettpisten durch den Sahel. Hier kommt bei jedem von uns wieder das Rallyefieber durch, doch die vielen langsamen Transporter der Rallye bremsen die agilen PKWs gnadenlos aus und der Spaß bleibt leider etwas auf der Strecke.

Zurück auf der Straße fahren wir noch durch das Verkehrschaos von Kaolack. An wichtigen Abzweigungen haben sich die Servicefahrzeuge postiert, damit niemand in die falsche Richtung abbiegt. Die Hitze und Luftfeuchte nehmen weiter zu und das Klima kommt uns noch unerträglicher als in der Sahara vor.

Wir sind nun unweit der Grenze und werden mit einer kleinen Fähre bei Farafenni übersetzen. Der Grenzübergang verlief zu allen bisherigen am reibungsfreiesten. Stünde da nicht am Rand dieses rostige alte Schild GAMBIA, hätten wir den Übergang fast nicht gemerkt. Alles von den Organisatoren und der DBO gut vorbereitet, können die gesamten Autos mit nur 4 Fahrten hintereinander weg übersetzen. Beim Rauf- und Runterfahren der Rampen bleiben etliche Fahrzeuge mit der Schürze oder Anhängerkupplung hängen. Ein einheimischer Bus zieht sogar dadurch die Fähre noch ein Stückchen weiter Richtung Ufer, bevor sich sein verkeiltes Heck mit einem lauten knall löst. That’s Africa. Die Fahrzeuge werden auf den Zentimeter genau verschachtelt und Aussteigen ist so kaum noch möglich.

Da wir auf der zweiten Fahrt dabei sind, müssen wir am südlichen Ufer noch knapp 1h auf den Rest warten. Neben uns wachsen Mangroven. Die Sonne geht langsam unter und die Moskitos greifen an. DEET ist nun und in den nächsten Tagen unser bester Freund.

Der anschließende Nachtkonvoi wird mit eingeschaltetem Warnblinker gefahren und von Polizei begleitet. Jedoch haben einige Teams es bis jetzt noch nicht gelernt, wie man im Konvoi auf öffentlichen Straßen fährt. Es wird wild überholt und ein paar Bummelanten lassen die Kette abreißen, verfahren sich und alle folgenden Fahrzeuge müssen nochmal umkehren, um die richtige Abzweigung zu nehmen. Hierbei sind natürlich auch wieder einige (nicht wenige) Experten „schlauer“ und wenden nicht am Ende der Schlange, sondern mittendrin, blockieren den Verkehr völlig und Minuten lang geht nichts mehr. Irgendwann sind alle wieder auf Kurs Richtung Banjul, jedoch die 150 km durch die stockfinstere Nacht scheinen kein Ende zu nehmen. Man muss höllisch aufpassen, keine unbeleuchteten Eselkarren, Fahrradfahrer oder Fußgänger am Straßenrand zu streifen; der Gegenverkehr blendet teilweise und hin und wieder laufen Hunde, Kühe oder Esel einfach über die Straße sodass wir ein paar mal richtig in die Eisen gehen müssen.

Kurz vor Mitternacht erreichen alle das Blue Kitchen in Serekunda, ein nicht-gewinn-orientiertes Restaurant der DBO, wo für alle ein Teller Spaghetti und kühles JulBrew wartet.

Endlich angekommen.

 

2 Antworten

  1. Elke + Achim

    Hi, das war ja nochmal ’ne straffe Etappe,
    wir wünschen Euch einen interessanten „Endspurt“ !
    E & A

  2. Cori

    Mega!!! Genießt den Endspurt!
    Liebe Grüße aus Neuseeland, Cori